Traditionelle Partituren sind ein Beispiel für den radikalen Widerstand gegen den technologischen Fortschritt. Die Kluft zwischen dem traditionellen Notenbild und den darin repräsentierten Klangparametern einerseits und der modernen musikalischen Praxis andererseits kann kaum überschätzt werden.
Das Kommunikationsmodell, das der traditionellen Partitur zugrunde liegt, erscheint heute überholt. Aufgrund seiner begrenzten Bandbreite und der Einseitigkeit des Signalflusses (von der Komposition über die Partitur zur Interpretation und dann zum Publikum) schließt es alle modernen Kommunikationsformen aus, die oft auf digitalen, nichtlinearen Prozessen und komplexen Feedbackschleifen basieren.
Genau diese Problematik wollen wir an aufgreifen und gleichzeitig zwei neue Formen der musikalischen Notation untersuchen: Zum einen eine digitale Partitur, die sich durch Interaktivität und Nichtlinearität auszeichnet und mit Hilfe von Game Engines erzeugt wird. Zum anderen eine immersive und virtuelle Partitur, die VR-Technologie nutzt und Musiker*innen in virtuelle Umgebungen versetzt, die sowohl als immersive Partituren als auch als virtuelle Bühnen verstanden werden können.
In beiden Fällen wollen wir dem traditionellen Notationsbild das Konzept eines Notationsraums gegenüberstellen. Dabei soll die Gamifizierung von Interpretationsprozessen eine wichtige Rolle spielen: Anstelle der linearen Pfade der traditionellen Partitur schlagen wir musikalische Notationen als dreidimensionale Diagramme mit möglichen Interaktionen vor.
Photo: Sebastiabn Madej
VERANSTALTER
Ars Aperta - Hannover e.V. in Kooperation mit dem Klangbrücken Festival Kuratiert von Damian Marhulets